Viele vermeintlich nachhaltige Marken setzen auf Bio Baumwolle als Faser für die Kleidung. Dies ist natürlich eine bessere Alternative zur herkömmlichen Baumwolle. Nichtsdestotrotz gibt es genügend Gründe, warum man auch nicht auf Bio Baumwolle zurückgreifen sollte.

1. Wasserverbrauch von Bio Baumwolle

Baumwolle ist bekannt für einen enormen Wasserverbrauch. Die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle kann bis zu 15.000 Liter Wasser in Anspruch nehmen. Manche Quellen berichten sogar, dass es in gewissen Ländern höher ist. Das ist bei Bio Baumwolle zwar durchaus weniger, ist allerdings immer noch weitaus höher als viele andere Stofffasern. Problematisch ist hierbei vor allem, dass Baumwolle in Gegenden angebaut werden, die sowieso schon oft geringere Wasservorkommnisse haben und somit von einem größeren Verbrauch noch stärker betroffen sind. 

2. Teils fragwürdige Zertifikate und geringe Kontrolle von ökologischem Anbau

Baumwolle kommt vorwiegend aus dem asiatischen Raum. Leider gelten dort in puncto Umweltstandards und umweltbezogener Gesetze oft nicht dieselben Richtlinien wie im Europäischen Raum. Zusätzlich ist es deutlich schwerer, den Anbau von Baumwolle in diesen Staaten zu kontrollieren. Hinzu kommen teils fragwürdige Zertifikate wie beispielsweise die Better Cotton Initiative. Die meisten der großen Modemarken kooperieren mit Produzenten, welche das Gütesiegel Better Cotton Initiative haben. Allerdings geht es hier nur um “nachhaltigeren” Anbau. So können nach wie vor gentechnisch veränderte Baumwolle verwendet werden. Die strengere Alternative hierzu ist das GOTS Zertifikat. Hier muss man allerdings bedenken, dass man solche Zertifikate sehr teuer erwerben muss, was es besonders für kleine familiengeführte Landwirtschaftsbetriebe unmöglich macht, Zertifikate wie GOTS zu erwerben. 

3. Arbeitsbedingungen: Fair Fashion sieht oft anders aus

Auch wenn oftmals davon ausgegangen wird, dass die Arbeitsbedingungen bei Anbietern von Bio Produktionen besser sind, ist dies allerdings keine verpflichtende Voraussetzung bei vielen Zertifikaten. Auch hier stehen oft geringe Entlohnung, schlechte Bedingungen, lange Arbeitszeiten und teils auch Kinderarbeit am Programm. 

4. Lange Wege: Einmal um die Erde geschifft 

Bio Baumwolle kommt zu mehr als 90% aus asiatischen Ländern. Das sorgt dafür, dass diese Faser dann mit Containerfrachtschiffen nach Europa und in die USA gelangen müssen, den Hauptabnehmerstaaten für Kleidung und auch nachhaltige Kleidung. Und diese Containerschiffe gehören zu den größten Umweltsündern, die es gibt. Neben hoher CO2 Ausstoße, führen auch lockere Schwefelgrenzmengen zu höherer Luftverschmutzung. So sind die Regeln zu diesen Grenzmengen für Autos um das 500 (!) fache strenger als für Containerschiffe. 

5. Verarbeitung der Kleider

Im Normalfall dürfen bei Bio Baumwolle keine Chemikalien eingesetzt werden. Das ist gut und richtig. Nur ist das Problem, dass vielfach die verarbeiteten Fasern zwar von Chemikalien befreit sind, allerdings bei der Verarbeitung der Faser zum Endprodukt wie beispielsweise der Färbung vielfach auf Bleichmittel und Ähnliches zurückgegriffen wird. Wenn die Produktion dann beispielsweise ebenfalls in Asien stattfindet, kann das dazu führen, dass deutlich höhere Mengen an Chemikalien zum Einsatz kommen und auch chemische Mittel verwendet werden, die in Europa gar nicht zugelassen sind. 

Nachhaltige Kleidung sieht anders aus

Aus den genannten Gründen empfehlen wir auf Bio Baumwolle zu verzichten. Es gibt Materialien die in Europa produziert werden, wie Cellulose basierte Fasern, Viskose, Modal oder auch Eukalyptus. Zusätzlich schaut besonders darauf, wo die Produkte dann schließlich hergestellt und auch geschneidert werden. Hier gibt es Marken wie ciao. the label die sich auf in Europa hergestellte Fasern und Kleider spezialisiert haben. 

Februar 12, 2023 — Nina Nossal